20. Januar 2022
Ab jetzt »farbpigmentfrei« – so lobt dm seine Rezepturumstellung mit einem eigenen Label auf der Tube aus. Die Sorte Brillant Weiß ihrer Zahnpasta-Eigenmarke Dontodent hat die Drogeriemarktkette nun in veränderter Form im Handel: ohne statt wie bisher mit dem Farbstoff Titandioxid, der in Verdacht steht, erbgutschädigend und krebserregend zu sein. Die Umstellung auf Titandioxid-freie Rezepturen hatte dm im Zuge meiner Recherche für BuzzfeedNews Deutschland vor einem halben Jahr angekündigt.
Einige andere Sorten der Eigenmarke enthalten den umstrittenen Farbstoff weiterhin. Doch damit soll bald Schluss sein, wie dm-Geschäftsführerin Kerstin Erbe nun auf Anfrage erklärt: »Gemeinsam mit unseren Herstellpartnern sind wir aktuell dabei unsere Zahncremes von Dontodent auf eine Titandioxid-freie Variante umzustellen. Noch im ersten Halbjahr 2022 wird diese Umstellung abgeschlossen sein.«
Mit GSK ging ein anderer Hersteller zuletzt den gegenteiligen Weg: Er veränderte manche Rezeptur von bisher Titandiox-freien Zahnpasten der Marke
Parodontax
– und mischte ihnen den Farbstoff bei. Konkrete Fragen dazu beantwortete der Konzern nicht.
Die Änderung bei der „Parodontax Extra Frisch“ wird mit dem Hinweis auf einen angeblich „verbesserten Geschmack“ vermarktet. Doch … [2/5] pic.twitter.com/eJZ5mFgikS
— Martin Rücker (@martinruecker) August 2, 2021
…die bisherige Rezeptur war frei vom krebsverdächtigen #Titandioxid (links), die neue (rechts) enthält das Weißpigment. Warum bloß? [3/5] pic.twitter.com/EZvVoOH6sz
— Martin Rücker (@martinruecker) August 2, 2021
Der farbliche Effekt: Die alte Rezeptur machte eine dunkelrosafarbene Zahncreme, die neue eine hellrosafarbene. Dafür potenzielle Gesundheitsrisiken für die Verbaucher:innen in Kauf nehmen, @GSK_DE ? [4/5] pic.twitter.com/3Ew9qdkEz6
— Martin Rücker (@martinruecker) August 2, 2021
Nachdem die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA den Farbstoff als »nicht mehr sicher« in Lebensmitteln eingestuft hatte, setzten die europäischen Gesetzgeber Anfang 2022 ein Verbot des Zusatzstoffes durch. Nur noch für eine Übergangszeit darf er in Kaugummi, Zuckerguss oder Schokolinsen eingesetzt werden. Für Medikamente soll Titandioxid dagegen vorerst weiterhin als Hilfsstoff erlaubt bleiben: Die Pharma-Industrie hatte die Behörden davon überzeugen können, dass er derzeit kaum zu ersetzen ist, obwohl es Zweifel an dieser Darstellung gibt. Bei Zahnpasta ist es hingegen einfach: Für ihre Funktionalität braucht es kein Titandioxid, Hersteller könnten einfach darauf verzichten.
Offen bleibt daher die Frage, wie die europäischen Gesetzgeber sich verhalten. Ich werde das Thema weiterhin verfolgen – wenn es etwas Neues gibt, werde ich in meinem Newsletter darauf hinweisen.
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